Das große Fressen

Wacholderdrosseln im Konsumrausch

Im Februar 2021 gab es tatsächlich einmal Winterwetter im Winter, erst fielen ein paar Zentimeter Schnee und dann rauschten die Temperaturen in den Keller.
Nach Wochen im Dauergrau kam nach den Niederschlägen jetzt auch endlich mal wieder die Sonne zum Vorschein.
Ich machte mich auf um für das Bad Rappenauer Stadtarchiv einige Winterimpressionen aus dem Salinenpark einzufangen.
Da der Park immer wieder für Überraschungen gut ist hatte ich die große Ausrüstung mit dabei, von 17-600mm Brennweite.
Die Schlepperei sollte sich lohnen…

Bereits bei einem Besuch einige Tage zuvor war zu bemerken das sich langsam aber sicher wieder vermehrt Wacholderdrosseln und Stare im Park sammelten.
Im Frühjahr sind diese zwei Vogelarten hier sehr häufig anzutreffen und die Stare brüten auch sehr erfolgreich im Salinenpark.
An diesem wunderschönen Wintertag konnte ich nun einen größeren Trupp der Wacholderdrosseln beobachten, gut drei Dutzend würde ich schätzen.
Sie alle machten sich über die noch reichlich in den Bäumen hängenden Mehlbeeren her.
(Genau bestimmen welche Mehlbeeren das sind kann ich mangels botanischer Kenntnisse nicht)

Wacholderdrossel - Krammetsvogel - Fieldfare
Wacholderdrossel – Krammetsvogel – Fieldfare

Es war die reinste Fressorgie in den Bäumen mit den Mehlbeeren.
Zeitweise machten sich gut zwei Dutzend Wacholderdrosseln in einem Baum über die Früchte her.

Bei tiefen Temperaturen steigt der Energiebedarf unserer gefiederten Freunde, die körpereigene Heizung verbraucht schlicht mehr. Da kommen dann noch im Winter verfügbare Früchte gerade recht. Die Wacholderdrosseln bevorzugen solche natürlichen Energiequellen, an Winterfütterungen habe ich sie jedenfalls noch nie gesehen.

Da die Drosseln so mit fressen beschäftigt waren konnte ich mich auch ganz gut an sie heranpirschen.
Zeitweise waren keine 5m zwischen mir und den Vögeln.
Und das ganz ohne jegliche Tarnung.

Erstaunlich welche Verrenkungen da so manches mal vollführt wurden um an die leckeren Beeren heran zu kommen und ebenso erstaunlich wie wenig sich die Vögel untereinander zofften.
Na gut, es war ja wirklich genug für alle da.

Wacholderdrossel (Turdus pilaris)
Unverkennbar ein Verwandter der allseits bekannten Amsel. Allerdings mit einem prächtigen bunten und schön gezeichnetem Gefieder ausgestattet das sie auch unverwechselbar macht.
Für mich einer der schönsten heimischen Vögel.
Nicht wirklich selten aber ich kenne hier in der Gegend eigentlich nur die Population die sich rund um den Salinenpark in Bad Rappenau herumtreibt.
Früher stand der Krammetsvogel auch auf dem Speiseplan unserer Vorfahren, gut das diese „Tradition“ inzwischen obsolet ist.
Mehr Infos zur Wacholderdrossel?
Guckst du Wikipedia…

Interessant war zu beobachten das die Vögel sehr oft die Nickhaut über den Augen schlossen wenn die Früchte geöffnet wurden.
Ich schätze mal das geschieht zum Schutz vor eventuellen Spritzern der Fruchtsäfte.
Ich habs noch nicht probiert kann mir aber gut vorstellen das Apfelsaft im Auge nicht so wirklich prickelnd ist 😉

Wacholderdrossel – Geschlossene Nickhaut während dem fressen einer Mehlbeere

Und ebenso lies sich gut beobachten das die Wacholderdrosseln die absolute Oberhoheit über den Baum hatten.
Wer sonst noch in den Baum wollte wurde konsequent vertrieben.
Die Amseln mussten sich jeden falls mit dem begnügen was vom Baum in den Schnee fiel. Aber das war auch reichlich…

Amsel – Schwarzdrossel – Blackbird

Der Baum der am nähesten zum Fußweg der Menschen stand wurde von den Wacholderdrosseln allerdings gemieden.
Nun gut, dem Menschen zu misstrauen ist sicherlich nicht die schlechteste Taktik.
Aber einen mutigen Vogel gab es dann doch auch in diesem Baum.
Ein Rotkehlchen labte sich an den Früchten und lies sich weder von den vorbeiflanierenden Spaziergängern noch von mir stören.

Rotkehlchen
Rotkehlchen – European robin

Insgesamt entstanden an diesem Nachmittag hunderte Aufnahmen des einmaligen Treibens.
Einige davon hab ich hier noch in eine Galerie gepackt: